An Silvester werden die Uhren eine Sekunde lang angehalten

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Artikelstatus: Fertig 11:42, 28. Dez. 2005 (CET)
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… die letzte Sekunde …

Braunschweig (Deutschland), 28.12.2005 – Das Jahr 2005 geht zwar wie geplant zu Ende, aber das neue Jahr beginnt gleich mit einer kleinen Zugabe an Zeit. Gehörten Sie auch zu denjenigen Mitbürgern, die bisher das Gefühl hatten, es sei für alles zu wenig Zeit da? Die Lösung dieses Problems erreicht uns auf unerwartete Weise: Genau eine Stunde nach Mitternacht um 00:59:59 Uhr des neuen Jahres hält die Welt eine Sekunde lang inne, bevor es mit dem neuen Jahr weitergehen kann! Kein Scherz. Die Uhren werden genau eine Sekunde lang angehalten. Lang aufgeschobene Wünsche, die bisher aus Zeitgründen einfach nicht zu realisieren waren, können nun endlich erledigt werden! Also planen Sie schon einmal, was Sie mit dieser Sekunde alles anfangen wollen!

Bekanntlich ist in unserer wohlorganisierten Welt für alles eine Behörde zuständig. Zuständig für die besondere Aktion der Sekundeneinfügung ist der Internationale Erd-Rotations-Service (IERS) in Paris. In Deutschland wird die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig den Atomuhren den entsprechenden Dämpfer verpassen. Die Atomuhren auf der Welt gehen etwas genauer als unsere gute, alte Erde tickt. Seit der Einführung der atomaren Zeitmessung im Jahre 1967 wird nun die 23. Schaltsekunde eingefügt. Dieser Schritt wurde notwendig, weil sich die Erde infolge der Gezeitenkräfte im Laufe der Zeit geringfügig verlangsamt. Die meisten würden es allerdings erst sehr, sehr viel später merken, dass mit der Zeit etwas nicht stimmt. Schließlich verlangsamt sich die Erde pro Jahr nur um eine Dreiviertelsekunde. Damit die reale Erdzeit und die Zeit der Atomuhren langfristig jedoch nicht auseinanderdriften, wurde die Schaltsekunde eingeführt. Die Atomuhren sind anders geeicht als die Erde. Wie lange dauert eine Sekunde? Gewöhnlich würden wir sagen: Eine Sekunde ist der sechzigste Teil einer Minute, die der sechzigste Teil einer Stunde ist, die wiederum den vierundzwanzigsten Teil eines Tages darstellt. Der Tag ist wiederum der 365. Teil eines Jahres. Wie wir bereits wissen, stimmt diese Rechnung schon lange nicht mehr, da die Erde nicht ganz genau 365 Tage braucht, um die Sonne einmal zu umkreisen. Dafür gibt es den Schalttag, mit dem wir alle vier Jahre beglückt werden. Das reicht aber offensichtlich noch nicht. Zurück zur Atomuhr. Sie ist so geeicht: Eine Sekunde einer Atomuhr entspricht dem 9.192.631.770fachen der Periodendauer einer Schwingung im Cäsiumatom. Das hätten wir uns ja auch denken können! Wenn nicht: Auf unsere Funkuhren ist – der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt sei Dank – Verlass. Diese machen auf Anordnung der PTB an Sylvester genau eine Sekunde Pause. Wer nichts anderes zu tun hat, kann das mit seinen Augen an Neujahr auf seinem Funkwecker verfolgen!

Man sollte meinen, der Internationale Erd-Rotations-Service wäre nicht wirklich damit ausgelastet, entsprechende Schaltsekunden einzufügen. Aber weit gefehlt! Es wird darüber diskutiert, die so „häufig“ eingefügten Schaltsekunden durch wesentlich seltenere „Schaltstunden“ zu ersetzen! Das wäre schließlich eine wesentliche Arbeitserleichterung. Die zuständigen Kollegen hätten zwischen dem Einfügen der Schaltstunden jeweils 4800 Jahre Ruhe. Bisher konnten sich die Kollegen aus der Arbeitsgruppe der Internationalen Telekommunikationsunion damit jedoch nicht durchsetzen.

Quellen