Amnesty-Jahresbericht: Anzahl der Todesurteile 2006 gesunken

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Artikelstatus: Fertig 23:34, 27. Apr. 2007 (CEST)
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Rom (Italien), 27.04.2007 – Die Zahl vollstreckter Todesurteile war laut amnesty international (ai) im Jahr 2006 mit 1.591 Hinrichtungen gegenüber dem Vorjahr mit 2.148 vollstreckten Todesstrafen rückläufig. Die Liste der Länder mit der größten Zahl vollstreckter Todesurteile hat sich nur geringfügig verändert. China nimmt mit 1.010 Hinrichtungen nach wie vor Platz eins in dieser Liste ein, gefolgt vom Iran mit 177 Hinrichtungen, Pakistan (82), dem Irak (mindestens 65), Sudan (65) und den USA mit 53 Hinrichtungen, wobei die genannten sechs Länder über 90 Prozent aller weltweit vollstreckten Todesurteile auf sich vereinigen. Diese Zahlen veröffentlichte die Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) heute auf einer Pressekonferenz in Rom in ihrem Jahresbericht.

Die wirklichen Zahlen für China liegen wahrscheinlich wesentlich höher. Die Zahl von 1.010 Hinrichtungen ermittelte amnesty nach öffentlich zugänglichen Berichten. Amnesty schätzt die Dunkelziffer auf sechs- bis siebentausend Hinrichtungen. In China gelten die Zahlen über Hinrichtungen als Staatsgeheimnis.

Weltweit stellt sich die Situation bezüglich der Anwendung der Todesstrafe im Wesentlichen unverändert dar, mit kleinen Differenzierungen. So wurde die Todesstrafe auf den Philippinen abgeschafft, während Bahrain nach zehn Jahren ohne Todesurteile wieder Todesstrafen verhängte. In 68 Ländern ist die Todesstrafe nach wie vor als Strafe für begangene Straftaten gesetzlich verankert. Die Mehrheit der Staaten, 129, hat diese Form der Bestrafung jedoch inzwischen abgeschafft.

Auch die zur Verhängung der Todesstrafe in Betracht kommenden Delikte unterscheiden sich von Land zu Land, in denen die Todesstrafe angewendet wird, erheblich je nach historischem und kulturellem Hintergrund. So ist in Saudi-Arabien die Homosexualität ein todeswürdiges Vergehen. In Südostasien wird Drogenhandel mit dem Tode bestraft. China verhängt die Todesstrafe bei Korruption, Diebstahl und sogar Handtaschenraub. Im Iran ist nach wie vor die Todesstrafe für Vergehen üblich, die in den meisten anderen Ländern nicht einmal eine strafbare Handlung darstellen. Für „einvernehmliche außereheliche sexuelle Beziehungen“ werden Frauen im Iran zu Tode gesteinigt.

Zur Komplettierung des Bildes der von der Todesstrafe bedrohten Menschen führt amnesty in ihrem Bericht auch die Zahl der Menschen auf, die ihr Leben unter der Gewissheit einer bevorstehenden Todesstrafe fristen müssen. Amnesty schätzt die Zahl der Todeskandidaten, die auf ihre Hinrichtung warten, auf 19.000 bis 24.000 Menschen weltweit. In den Vereinigten Staaten von Amerika leben 3.300 Menschen im Todestrakt.

Ein besonderes Kapitel stellt die Hinrichtung von Jugendlichen (unter 18 Jahren) dar, die laut internationalen Abkommen rechtswidrig sind. Der Iran vollzog 2006 an vier Minderjährigen ein Todesurteil. Neben dem Iran ist Pakistan das einzige Land, das unter Missachtung der internationalen Rechtsauffassung und bindender Verträge Jugendliche hinrichtet.

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Quellen